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Hilfe, mein Pferd hat ein akutes Hufproblem!

Oder: Wie du dir Sorgen und Stress rund um Hufe ersparst

Du kommst abends nach der Arbeit in den Stall, es ist schon spät und dann taucht es auf – ein Hufproblem. Vom verlorenen Hufeisen über merkwürdig ausgebrochene Wände oder eine leichte Taktunreinheit bis hin zur kompletten Lahmheit. Was nun? Dein Hufmensch hebt nicht ab oder ist 100 km entfernt, kann frühestens in 3 Tagen vorbeischauen, weil alles mit Terminen voll ist. Du ärgerst dich oder bist verzweifelt, hast eine schlaflose Nacht vor dir, und weißt dir einfach nicht zu helfen. Es kann aber viel leichter sein, nämlich wenn du einfach weißt, wie du solchen Problemen begegnest.

Egal ob beschlagen, barhuf oder beklebt: Lerne die Basics über Hufe

Geh in einen Hufkurs und lerne, woran du Probleme am Huf erkennen kannst und ob diese eher als dringend oder nicht einzustufen sind – und wie du sie vermeidest! Wie du allgemein den Zustand „deiner“ Pferdehufe einschätzen kannst, ob eine ausgebrochene Wand nun ein Notfall oder völlig harmlos ist, wie du dir vielleicht mit einer Raspel ganz schnell selber helfen kannst – das können alle Pferdemenschen lernen. Nein, nicht jeder muss Selberraspler*in werden, aber ein Basiswissen über Hufe kann dir eine (oder mehrere) schlaflose Nacht ersparen. Und dein Pferd sogar vor gravierenden (Huf-)Problemen schützen.

Hufproblem eingrenzen: Lahmheit einordnen

Lerne Stützbeinlahmheit und Hangbeinlahmheit zu differenzieren

Zu erkennen, ob ein Pferd (eher) stützbein- oder hangbeinlahm ist, ist ein ganz wesentlicher Grundbaustein der „Laien-Diagnostik“. Viele Hufkund*innen, denen man das erklärt, fallen aus allen Wolken – weil daran hatten sie gar nicht gedacht.

Kurz und knapp: Bei der Stützbeinlahmheit tritt der Schmerz beim Auftreten des entsprechenden Beins auf, die Pferde versuchen so schnell wie möglich ihr Gewicht wieder auf das gesunde Bein zu bringen. Bei der Hangbeinlahmheit tritt der Schmerz hingegen nicht beim Auftreten des entsprechenden Beins auf, sondern in dessen Bewegung – diese kommt also meist von “weiter oben”. 

Und genauso wichtig, sehen zu lernen: Falls es sich um eine Stützbeinlahmheit handelt, welcher Huf ist betroffen. Mit diesem Wissen kann man gezielt „weiter suchen“. Auf einem Video von der Seite, auf dem gerade mal die Hufe drauf sind, aber nicht der Rest vom Pferd, wird weder dein Tierarzt noch dein Hufmensch eine Lahmheit einschätzen können. Am allerbesten kannst du das vor Ort evaluieren, wenn du weißt, worauf du schauen musst.

Prüfen, ob man ein Hufproblem auch selber lösen kann

Du hast erkannt, dass dein Pferd stützbeinlahm ist und siehst das Problem bei einem bestimmten Bein und du nimmst an, dass die Schmerzen vom Huf kommen? Dann solltest du den Huf sehr genau reinigen und mit guter Beleuchtung untersuchen. Ist es vielleicht so etwas völlig Banales wie ein Stein, der sich unangenehm in die seitliche Strahlfurche drückt? (Ja, solche Einsätze hatten wir schon…). Oder etwas anderes, das auch ohne Profi schnell gelöst werden kann?

Evaluiere das Pferd auf verschiedenen Böden

Zur weiteren Eingrenzung der Lahmheitsursache kannst du dein Pferd auf verschiedenen Böden evaluieren. Achtung! Bitte nur dann durchführen, wenn sich dein Pferd noch freiwillig bewegen möchte – andernfalls unbedingt ruhig warten, bis der Tierarzt eintrifft.

Geht es auf weichem Sand anders als auf glattem Beton? Stützbeinlahmheit ist z.B. üblicherweise auf harten Böden besser sichtbar als auf weichen. Oder sind etwa nur spitze Steine das Problem? Macht es einen Unterschied, ob das Pferd Hufschuhe drauf hat oder nicht? Lahmt es nur in der Wendung oder auch geradeaus? Diese Informationen können dem Tierarzt oder Hufprofi bei einer etwaigen Ersteinschätzung am Telefon sehr weiterhelfen.

Pulsation als wichtiger Indikator für ein Hufproblem

Ganz wesentlich ist die Information, ob dein Pferd pulsiert und wie deutlich das am betroffenen Huf der Fall ist. Unter Pulsation versteht man einen deutlich spürbaren, starken Puls der Mittelfußarterie (z.B. am Fesselkopf oder an der Innenseite des Röhrbeins), es “pocht”. 

Taste alle Hufe ab, um den Vergleich zu haben. Wenn du einen Profi anrufst, wird das eine der Fragen sein, die du gestellt bekommst. Gerade in der Aufregung ist auch unser Herzschlag deutlicher spürbar, achte also besonders darauf, ob du nicht deinen eigenen Herzschlag mit der Pulsation deines Pferdes verwechselst.

Taste den Herzschlag am Fesselkopf oder am Röhrbein auch immer wieder am gesunden Pferd, um zu wissen, wie sich der Normalzustand anfühlt (und das ist oft wenig bis gar nichts, bei manchen Pferden ist der Herzschlag dort aber immer ganz gut spürbar).

Wärme, Schwellung, Wunden

Als Pferdebesitzer kannst du außerdem sehr einfach eine sensorische Prüfung durchführen: ist ein Bein warm und/oder dick? Oftmals ist das nur im Vergleich zu den anderen Gliedmaßen erkennbar: taste jeweils das andere Vorder-/Hinterbein ebenfalls gründlich ab und vergleiche das Gefühl: ist ein Bereich eines Beins geschwollen oder fühlt sich wärmer an? Reagiert das Pferd beim Abtasten irgendwo schmerzvoll? Greife insbesondere auch die Hufe an, ob sich ein Huf wärmer anfühlt (und falls ja, an welcher Stelle des Hufs: innen, außen, an der Zehenwand, Richtung Kronsaum etc.?) oder ob der Kronsaum an einer Stelle weicher wirkt als am restlichen Huf.

All das können wichtige Indikatoren zur Eingrenzung des Hufproblems sein.

Klassisches Hufproblem: Erste Hilfe bei potenziellen Huf-Abszessen

Ist das Pferd so richtig lahm, liegt aber kein Verdacht vor, dass es sich schlimmer verletzt hat, ist die Lahmheit häufig auf einen Abszess (“Hufgeschwür”) zurückzuführen. Abszesse verursachen unseren Pferden höllische Schmerzen. Diese “Blasen” versuchen sich einen Weg nach draußen zu bahnen und gehen deutlich schneller auf, wenn sie eine möglichst weiche Stelle finden. Was also hilft, sind angegossene Hufverbände, die das Horn bzw. den Kronsaum weicher machen und der Eiterblase den Weg nach draußen erleichtern.

Jede*r Pferdebesitzer*in sollte im Stall die Mindestausstattung lagernd haben, um einen Hufverband für einen Hufabszess zu machen. Denn gerade, wenn du spät abends keinen Profi in den Stall mehr holen kannst, kann das für dein Pferd eine große Hilfe sein und den Verlauf deutlich verkürzen. Also entsprechende Wundauflagen oder Sauerkraut, Windeln, Panzertape etc. Einen Hufverband zu machen, sollte jede*r Pferdemensch können. Am besten am gesunden Pferd üben, damit es im Krankheitsfall dann schnell und stressfrei geht.

Dazu gehört aber auch: Ist dein Pferd beschlagen oder beklebt, solltest du wissen, wie du das Eisen/den Bekleb vom Huf bekommst. Lass dir das jedenfalls von deinem Hufmenschen zeigen und sorge dafür, dass du im Stall entsprechendes Werkzeug hast.

Egal ob barhuf, beschlagen oder beklebt: ein Notfall-Hufschutz kann sehr hilfreich sein

Dein Pferd hat ein Eisen verloren und der Hufschmied ist erst 5 Tage später wieder in der Gegend? Oder dein Barhufer geht plötzlich nach einigen Tagen extremer Regenfälle erstaunlich fühlig, was sonst gar nicht seine Art ist?

Für genau so ein Hufproblem ist es sehr hilfreich, ein Paar Hufschuhe im Schrank zu haben. Dann kannst du nämlich problemlos die Zeit überbrücken und dein Pferd muss nicht schmerzhaft gehen. Du musst dir also weniger Sorgen machen und dein Pferd nicht in eine Krankenbox stellen, nur weil ein Hufschutz fehlt.

Eine Alternative zu Hufschuhen könnte z.B. ein Cast sein. Schon davon gehört? Ein Cast ist ein Stützverband, der feucht um den Huf gewickelt wird, ganz schnell aushärtet und dann (abhängig von Bodenverhältnissen und dem Gewicht des Pferdes) für einige Tage Schutz für den Huf bietet.

Ist dein Pferd beklebt, solltest du jedenfalls wissen, wie man Laschen nachklebt. Besonders entspannt kannst du sein, wenn du auch gelernt hast, wie man im Notfall selber Laschen anschweißt, um einen Klebebeschlag jederzeit selber reparieren zu können, falls er mal abreißen sollte.

Du willst mehr zu Hufproblemen wissen? Und das Wissen in der Praxis anwenden können?

Viele der oben genannten Tipps können dir dein Tierarzt und Hufmensch beim nächsten regulären Termin in der Praxis zeigen. Es ist auf jeden Fall gut, wenn du dich selbst bereits mit diesen Themen auseinander gesetzt hast, denn dann kannst du zielgerichtete Fragen stellen und deine Ansprechperson wird nicht genervt sein, sondern sich hoffentlich darüber freuen, dass du dich selbst um Dinge kümmern und Verantwortung übernehmen möchtest. Wir freuen uns bei unseren eigenen Kunden jedenfalls immer sehr über solches Engagement 😃

Und natürlich vermitteln wir viele dieser Inhalte auch in unseren Kursen, sowohl in unseren Pferdekursen vor Ort, als auch in unseren Online-Kursen. Kennst du zum Beispiel schon unseren „Quick-Check Hufgesundheit“, mit dem du selber lernen kannst die Hufe deines Pferdes einzuschätzen? Das eröffnet dir einen ganz neuen Blick auf die Hufgesundheit und hilft dir vor allem auch, ein mögliches Hufproblem besser einordnen zu können. Denn oftmals ist ein vermeintliches „Hufproblem“ eigentlich nur eine „problemlose Auffälligkeit am Huf“.

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