Zum Inhalt springen

Pferdefütterung: was braucht dein Pferd (nicht)?

Pferde sind von Natur aus Steppentiere, die sich natürlicherweise primär von Steppengras ernähren würden. Und zwar von Steppengras aus verschiedenen Regionen (und daher mit verschiedener Nährstoffzusammensetzung), da Wildpferde nicht stationär bleiben, sondern weite Strecken herum ziehen. Ergänzt wird der Speiseplan von wilden Pferden um gelegentliche Früchte, Äste, Blätter und auch manchmal mineralhaltige Erde.

Doch wie sieht die Pferdefütterung bei unseren domestizierten Pferden in moderner Pferdehaltung aus? Unsere west- und mitteleuropäischen Wiesen sind recht weit entfernt von kargem Steppengras und auch der Aktionsradius der Pferde ist erheblich eingeschränkt, sprich: sie fressen stets nur von den gleichen Wiesen.

In diesem Artikel möchten wir dir daher erklären, wie du dein Pferd trotzdem artgerecht ernähren kannst und was du hingegen lieber weglassen solltest.

Welches Futter braucht ein Pferd?

Heu ist ein entscheidender Bestandteil der Futterration eines Pferdes, aber reicht das allein aus? Eine ausgewogene Grundfutterration ist zwar die Basis jeder Pferdefütterung, aber viele Pferde benötigen zusätzliche Ergänzung, um ihren Bedarf an essentiellen Nährstoffen zu decken.

Qualitativ hochwertiges Heu ist unverzichtbar und sollte an die individuellen Bedürfnisse des Pferdes angepasst sein – sei es Rasse, Alter, Gewicht oder Trainingsintensität. Es ist wichtig, dass das Pferd regelmäßig frisst, um Verdauungsproblemen vorzubeugen. Das bedeutet aber nicht immer, es 24 Stunden mit Heu zu versorgen. Das ist nämlich für viele Pferde zu viel des Guten, hier kann man sich Alternativen wie Stroh oder Knabberäste überlegen. Doch selbst bei bestem Heu kann es Lücken in der Nährstoffversorgung geben.

Nährstoffmängel in der Pferdefütterung vermeiden

In vielen Regionen ist das Heu oft arm an bestimmten wichtigen Mineralstoffen. Um diesen Mangel auszugleichen, ist die Zugabe von Mineralfutter unerlässlich. Diese Mengen- und Spurenelemente sollten immer in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, somit ist Einzelsupplementierung nur in besonderen Fällen empfohlen.

Vitamine spielen eine ebenso wichtige Rolle für die Gesundheit des Pferdes, und diese sind hauptsächlich in frischem Grünfutter enthalten. Besonders die B-Vitamine sind für verschiedene Körperfunktionen unerlässlich, darunter Nerven, Haut, Haare, Magen und Darm. Diese Vitamine fehlen oft in einer reinen Heufütterung. Daher ist es ratsam, auch auf die Vitaminversorgung zu achten und diese mit einem guten Mineralfutter zuzuführen.

Und dann gibt es noch Proteine bzw. Aminosäuren. Auch hier darf man den Bedarf nicht vergessen. Heu vom 1. Schnitt hat für manche Pferde zu wenig Protein und es kommt zu Mangelerscheinungen. Hier ist es wichtig, auch diese in der Gesamtfutterration richtig zu bewerten.

Wir können also schon mal festhalten: ein Pferd benötigt neben qualitativ hochwertigem Heu auch eine angepasste Ergänzung zu seiner Futterration, um alle notwendigen Nährstoffe zu erhalten.

Heu als Grundlage

Heu bildet das Fundament der Ernährung unserer Pferde. Daher ist die Qualität dieses Grundfutters von entscheidender Bedeutung für ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Neben der Qualität spielt aber auch die Menge eine bedeutende Rolle in der Ernährung unserer Pferde.

Rund um die Uhr Heu zur Verfügung zu stellen, ist für schwerfuttrige Pferde meist unerlässlich. Für viele Pferde ist permanenter Zugang zu Heu aber leider nicht die optimale Lösung. Daher ist es wichtig, den Bedarf jedes einzelnen Pferdes zu kennen und die Heumenge in der Fütterung entsprechend anzupassen. Für übergewichtige Pferde kann es sinnvoll sein, eine rationierte Heufütterung durch Zugabe von Stroh oder Knabberästen zu ergänzen, um die Dauer der Fresspausen zu reduzieren. Oder auch, mit sogenannten „Slow Feedern“ wie Heunetzen und „Hay Toys“ zu arbeiten. Falls du Sorge hast, dass dein Pferd von Heunetzen Schäden nimmt, haben wir uns für dich ein paar Studien zum Thema „Heunetze in der Pferdefütterung: schädlich oder nicht?“ angesehen.

Heu ist nicht gleich Heu

Heu kann sich hinsichtlich seiner Grundnährstoffe sehr stark unterscheiden. Eine bedarfsgerechte Fütterung kann also nur gewährleistet werden, wenn eine Heuanalyse durchgeführt wird. Diese Analyse ermöglicht es, den Proteingehalt sowie die Mengen- und Spurenelemente im Heu zu bewerten und somit die Gesamtfutterration des Pferdes zu optimieren. Vitamine liefert das Heu in der Regel nur in geringer Menge, da diese aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Licht und Luft oft nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden sind.

Zusätzlich ermöglicht uns eine Heuanalyse bei Bedarf die Qualität des Grundfutters zu beurteilen (Pilze, Schimmel, Giftpflanzen).

Die Heuanalyse ist also eine wesentliche Grundlage für die bedarfsgerechte Pferdefütterung, die einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Gesunderhaltung leistet. Und auch wenn die Heuballen aus verschiedenen Regionen kommen, finden sich Wege, eine Heuanalyse durchzuführen. Denn die Analyse einer Mischprobe ist immer noch besser, als überhaupt nichts zu wissen!

Proteine in der Pferdefütterung

Proteine spielen eine entscheidende Rolle in der Ernährung, denn sie erfüllen viele lebenswichtige Aufgaben im Körper.

Insbesondere bei Pferden mit „Pummelgewicht“ wird dieser Aspekt jedoch häufig unterschätzt. Trotz der Vorbehalte vieler Pferdemenschen gegenüber Proteinen (die oft auf Mythen basieren, die längst widerlegt sind) ist es wichtig zu erkennen, dass auch übergewichtige Pferde unter einem Proteinmangel leiden können.

Ein möglicher Ansatzpunkt ist die Unterscheidung zwischen Heu vom 1. und 2. Schnitt. Heu vom 2. Schnitt weist in der Regel einen höheren Proteingehalt auf als Heu vom 1. Schnitt. Die Fütterung von Heu vom 2. Schnitt kann insbesondere älteren oder untergewichtigen Pferden, vor allem im Winter, zugutekommen. Für sehr viele Pferde „im besten Alter“ ist zweiter Schnitt allerdings weniger geeignet.

Eine genaue Analyse des Heus sowie eine Berechnung der dünndarmverdaulichen Proteine sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Pferde ausreichend mit Protein versorgt sind, ohne eine Über- oder Unterversorgung zu riskieren.

Besonders Pferde mit einer starken Muskulatur und/oder einem dichten Fell benötigen einen erhöhten Proteingehalt in ihrer Ration. Dazu zählen Rassen wie Isländer, Tinker, Noriker und Shetlandponys. Ironischerweise werden diese Pferde oft aufgrund ihrer robusten Natur und ihres anscheinend niedrigen Nährstoffbedarfs vernachlässigt. Jedoch können sie unter Problemen wie Juckreiz, Ekzemen, schlechter Hufqualität und geringer Muskelmasse leiden, die oft durch eine angepasste Proteinversorgung behoben werden können.

Als zusätzliche Proteinquellen eigenen sich zum Beispiel Hafer, Luzerne, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Hanfsamen, Kürbiskerne, Soja, etc. Wichtig ist aber, nicht “nach Gefühl” zu füttern, sondern die (nach der Grundration noch fehlenden) dünndarmverdaulichen Proteine gezielt zu ergänzen. Die notwendigen Mengen der jeweiligen Proteinquellen hängen vom Bedarf und natürlich auch vom Proteingehalt des gewählten Futters ab.

Mineralfutter wichtig als Ausgleich

Mineralfutter spielt für Pferde eine bedeutende Rolle in der Ernährung. Es dient dazu, Mängel im Grundfutter, wie Heu, Wiese, Heulage und Stroh, auszugleichen und somit eine ausgewogene Versorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen sicherzustellen.

Mineralfutter für Pferde sollte idealerweise eine ausgewogene Mischung von Mengen- und Spurenelementen (angepasst an aktuelle Heuanalysen) sowie Vitaminen und Aminosäuren enthalten, um den individuellen Bedarf der Tiere zu decken.

Mengen- und Spurenelemente werden im Körper für viele verschiedene Stoffwechselvorgänge benötigt. Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium zählen zu den Mengenelementen, diese werden in Mengen (g) zur Grundversorgung des Körpers gebraucht. Zink, Eisen, Mangan, Kupfer, Jod, Kobalt und Selen dagegen gehören zu den Spurenelementen und werden nur in Spuren (mg) im Körper benötigt. Wichtig hier zu beachten, sind die korrekten Verhältnisse der Mengen- und Spurenelemente zueinander.

Minerallecksteine in der Pferdefütterung

Oft wird das freie zur Verfügung stellen von Mineralfutter in Form einer “Mineralbar” propagiert, bei der die Pferde selber entscheiden sollen, wie viel sie wovon brauchen. Doch außer einem Salzleckstein, der immer zur Verfügung stehen sollte, ist der Einsatz einer solchen Mineralbar nicht zu empfehlen. Wenn dein Pferd übrigens auffällig viel am Salzleckstein schleckt, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung sein.

Zum einen ist in den Lecksteinen oft nicht (nur) das drin, was in der Handelsbezeichnung deklariert wird. Beispielsweise beinhaltet ein im Handel erhältlicher “Selenleckstein” vor allem Eisen! Hier ist also zumindest erst gründliche Recherche notwendig. Zum anderen ist die Toxizität mancher Inhaltsstoffe nicht zu unterschätzen. Wieder am Beispiel Selen: ja, Pferde brauchen Selen in ihrer Futterration, aber bei unbeschränkter Aufnahme kann es schnell passieren, dass Pferde toxische Mengen aufnehmen, was zu schweren Vergiftungserscheinungen führen kann.

Der Traum von endlosen Weiden

Die Idee, unseren Pferden endlose Weiten auf natürlichen, artgerechten Weiden zu bieten, ist ein gemeinsamer Traum. Leider ist dies für die meisten Pferdebesitzer*innen nicht realisierbar, da die verfügbaren Flächen begrenzt sind. Viele Weiden sind überweidet und zeigen keine Artenvielfalt mehr.

Generell ist eine artenreiche und hochgewachsene Wiese ein ausgezeichnetes Futter für (gesunde) Pferde. Kurz geschnittene oder überweidete Weiden, die hauptsächlich aus Weidelgras und Weißklee bestehen, können jedoch gesundheitliche Risiken darstellen. In vielen Pferdeställen sind Weiden die einzige vorhandene Option, Pferden viel Bewegungsfreiheit zu bieten. Ein gutes Weidemanagement ist also unerlässlich.

Darüber hinaus ist es wichtig, Pferde zu Beginn der Weidesaison behutsam anzuweiden, damit die Darmflora sich an das frische Gras gewöhnen kann. Das Anweiden sollte jedenfalls nicht zu früh im Jahr erfolgen, damit die Gräser noch Zeit haben, zu blühen und auszusamen.

In einigen Fällen ist es jedoch unumgänglich, Pferde vollständig von der Weide fernzuhalten, um ihre Gesundheit zu erhalten. Denn für Pferde mit Hufrehe und/oder Stoffwechselproblemen kann der Weidegang fatal sein, das Risiko muss daher immer individuell beurteilt und auch immer wieder neu bewertet werden.

Und wie ist das mit dem Öl?

Öl in der Pferdefütterung ist ein Thema, das sowohl auf Interesse als auch auf Widerspruch stößt. Obwohl Pferde keine Gallenblase besitzen, sind sie trotzdem in der Lage, ein gewisses Maß an Öl zu verwerten. Die Vielfalt der verfügbaren Öle bietet Pferdebesitzerinnen und Pferdebesitzern eine breite Palette an Optionen zur Ergänzung der Ernährung ihrer Tiere. Doch ist es wirklich gesund, seinem Pferd Öl zu füttern?

Zunächst ist zu beachten, dass Öle eine begrenzte Lagerfähigkeit haben. Insbesondere frisches Leinöl sollte kühl, vor Licht geschützt und luftdicht gelagert werden, da es nur etwa drei Monaten haltbar ist. Ranzige Öle können für Pferde mehr Belastung als Nutzen darstellen.

Eine Alternative zur direkten Ölfütterung sind ganze Samen, die durch ihre Schale geschützt sind und somit die gesunden Fettsäuren in ihrer natürlichen Form bewahren. Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Hanfsamen und sogar Kürbiskerne können den Speiseplan eines Pferdes sinnvoll ergänzen, sofern eine entsprechende Notwendigkeit besteht.

Doch nicht jedes Pferd benötigt eine zusätzliche Ölquelle. Die Entscheidung, ob und in welchem Maße Öl oder Samen gefüttert werden, sollte auf den individuellen Bedürfnissen des Pferdes basieren. Eine Überfütterung kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Pferdes haben, daher gilt auch hier das Prinzip: „Viel hilft nicht immer viel“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert