Die Antwort ist aus unserer Sicht ein klares „JEIN“! Warum Huffotos nur manchmal sinnvoll sind, erklären wir dir im nachfolgenden Beitrag.
Du bist einfach auf der Suche nach einer Anleitung für aussagekräftige Huffotos? Dann lade dir hier unser PDF dazu herunter: download Huffoto-Anleitung.
JA, manche Aspekte der Hufgesundheit kann man auf Huffotos sinnvoll beurteilen
Vorausgesetzt, die Fotos sind „nach Anleitung“ erstellt. Beispielsweise kann man folgende Punkte auf gut aufgenommenen Fotos recht gut beurteilen:
- Form des Hufs und daraus folgend eventuelle Zwangzustände (insbes. Trachten- und Ballenzwang)
- Zehe-Strahl-Verhältnis bzw. Ausprägung des Strahls
- Verfärbungen
- Hufdeformationen (stauchende Wände, schnabelnde Zehen etc.)
- weiße Linie
- Sohlengewölbe bzw. Sohlenwölbung
Daraus kann man gewisse Rückschlüsse ziehen: ob das Pferd beispielsweise gute Voraussetzungen für barhuf mitbringt oder vielleicht anfällig für Strahlfäule oder Fühligkeit ist. Aber, das sind nur Anhaltspunkte. Ob das dann bei diesem individuellen Pferd auch tatsächlich zutrifft, hängt vor allem von den Umgebungsvariablen ab: Haltung, Fütterung, Böden, Nutzung, Pflege etc. (aber auch Alter, Krankheiten usw.).
NEIN, viele Aspekte der Hufgesundheit kann man nicht auf Fotos beurteilen
Denn die optische Prüfung ist nur eine von vielen – ebenso wichtig sind beispielsweise die olfaktorische Prüfung (Geruch) und die haptische (Fühlen). Riechen die Hufe käsig? Ist die Sohle nachgiebig? Kann man das Horn leicht abkratzen? Wie geht das Pferd auf verschiedenen Untergründen? Solche Punkte lassen sich auf einem Foto (oder Video) nicht beurteilen.
Und auch die Optik kann stark täuschen: gerade Handykameras verzerren Bilder teils enorm, so dass oftmals optische Täuschungen zustande kommen, was insbesondere Linien (Parallelität) und Winkel betrifft. Auch Lichtverhältnisse können zu irreführenden Artefakten führen und last but not least wird jede Kamera von einem Menschen geführt. Und der ist nunmal kein Roboter: keine zwei Fotos sind aus genau dem gleichen Winkel und der gleichen Distanz aufgenommen, so dass Vergleiche zwischen zwei Bildern quasi unmöglich sind. Bereits geringe Abweichungen können am Foto einen enormen Unterschied machen, der in der Realität aber nicht vorhanden ist. Gerade bei der Ansicht von „Vorher-Nachher-Fotos“ ist daher große Vorsicht geboten.
Davon abgesehen, haben Fotos einen ganz entscheidenden Nachteil: sie sind statisch. Gerade Hufe sind aber ein sehr dynamisches „Konstrukt“, das zum dynamischen Lebewesen Pferd passen muss. Manchmal sehen Hufe beispielsweise wild schief aus, sind aber für dieses individuelle Pferd und sein Gebäude zu 100% passend. Gerade wenn das Pferd bereits Erkrankungen wie Verknöcherungen oder Sehnenverkürzungen hat, sind der Hufbearbeitungen deutliche Limitierungen gesetzt – und entsprechend sehen die bearbeiteten Hufe auf den Fotos dann alles andere als „perfekt“ aus.
Fazit: Huffotos als Beurteilungsgrundlage
Wir sind daher mit der Beurteilung von Hufgesundheit und Bearbeitung via Fotos eher zurückhaltend. Ja, grobe Punkte lassen sich erkennen und beurteilen, aber gerade auf Social Media wird dann oft über Feinheiten sehr wild diskutiert, die sich unserer Meinung nach auf statischen Bildern einfach nicht eindeutig beurteilen lassen.
Wenn du dich nicht mehr auf die Einschätzung von (teilweise selbsternannten) Profis auf Social Media & Co. verlassen möchtest, sondern endlich selbst lernen willst die Hufgesundheit deines Pferdes zu beurteilen, dann geht es dir wie zahlreichen anderen Pferdemenschen. Und weil wir damit so oft konfrontiert werden, haben wir dazu einen Online-Kurs entwickelt: den „Quick-Check Hufgesundheit„! Denn wir finden es suuuper wichtig, dass Pferdemenschen die Hufgesundheit realistisch einschätzen können – denn Pferdebesitzer sehen ihr Pferd normalerweise mehrmals pro Woche und können auf auftauchende Probleme rasch reagieren. Und sie lernen damit einzuschätzen, wann tatsächlich „Panik“ angesagt ist (und schnellstmöglich ein Profi her muss) und wann es sich hingegen um eine unproblematische Änderung am Huf handelt. Gemeinsam für mehr Pferdewissen 💛
Anleitung für aussagekräftige Huffotos
Du kannst die nachfolgende Anleitung auch als PDF downloaden:
Außerdem haben wir ein Video für dich zusammengestellt, in dem wir dir genau zeigen, wie du die Kamera positionieren musst: Video-Anleitung für Huffotos auf YouTube ansehen.
Vorbereitungen
- trockene, saubere, ausgekratzte Hufe
- sauberer, ebener Untergrund
- hell, aber keine direkte Sonne
- ggf. Behang entfernen (z.B. mittels Strumpf hochbinden)
- ggf. Beschriftung hinzufügen (z.B. Zettel auf den Boden legen oder mit Markierstift klein auf den Huf schreiben), Beispiel: “VL” für “vorne links”
“Must-have” Aufnahmen
Diese Aufnahmen sind jedes Mal nötig, um einen Verlauf der Hufentwicklung sinnvoll beurteilen zu können.
- Seitenansicht
- Frontalansicht
- Sohlenansicht
- Trachtenansicht
- Trachten-Zehen-Ansicht
Seitenansicht – inkl. Röhrbein – Kamera direkt auf den Boden – Kamera parallel zum Huf | |
Frontalansicht – inkl. Fessel – Kamera direkt auf den Boden – Kamera parallel zum Huf – Fokus auf die Mitte der Zehe | |
Sohlenansicht – Kamera parallel zur Sohle – Fokus auf die Strahlspitze | |
Trachtenansicht – Tragrand auf einer Ebene – Kamera parallel zum Ballen – Fokus auf die mittlere Strahlfurche | |
Trachten-Zehen-Ansicht – Kamera leicht schräg zum Ballen, so dass die Sohle sichtbar ist – Fokus auf die mittlere Strahlfurche |
Optionale Aufnahmen
Diese Aufnahmen sind bei Bedarf zusätzlich sinnvoll, z.B. wenn das Pferd Fehlstellungen hat oder die Bilder von einer fremden Person begutachtet werden (die das Pferd nicht persönlich kennt). Manche Aufnahmen machen auch in größeren zeitlichen Abständen Sinn, z.B. die Ganzkörperfotos zur Beurteilung der körperlichen Entwicklung in Zusammenhang mit den Hufen (Beeinflussung durch Training, Fütterung etc.).
- Ganzkörper
- Ballenansicht
- Gewölbeansicht
- Zehenansicht
Ganzkörper – vier Bilder: — in natürlicher Haltung — in geschlossener Haltung — jeweils von links und von rechts – bei Pferden mit Stellungsfehlern ggf. auch Ganzkörperfotos von vorne und/oder hinten | |
Ballenansicht – inkl. Fessel – Kamera direkt auf den Boden – Kamera parallel zum Ballen – Fokus auf die Mitte des Ballens | |
Gewölbeansicht – Kamera schräg zum Huf, so dass das Sohlengewölbe erkennbar ist – Fokus auf die Strahlspitze | |
Zehenansicht – Kamera leicht schräg zum Huf – Fokus auf die Strahlspitze |
Ich gratuliere euch zu diesem großartigen Format!
Interessante Artikel, umfangreiche Zusatzinfos, PDF ms, Videos-ich bin wirklich begeistert über diese detaillierte Wissensvermittlung!
Euer Newsletter hat echt Mehrwert!
Danke und ganz viel Erfolg weiterhin!!
GLG Susanne