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Sind weiße Hufe schlechter als schwarze?

Es hält sich in der Pferdewelt fest die Überzeugung, dass weiße Hufe schlechter seien als dunkle Hufe. So gibt es im englischsprachigen Raum sogar den Spruch: „One white foot, buy him; two white feet, try him; three white feet, deny him.“

Aber ist das wirklich wahr? Was sagt die Wissenschaft eigentlich?

Wir sind auf die Suche nach Studien gegangen und kurz zusammengefasst: wir konnten keine Studie finden, die auf einen Unterschied hinsichtlich „Härte“ bzw. “Hornqualität” zwischen pigmentierten und unpigmentierten Hufen hinweist! Ganz im Gegenteil: die Studien kommen zu dem Schluss, dass die Farbe des Horns keine Rolle spielt.

Warum haben Hufe überhaupt unterschiedliche Farben?

Die Farbe eines Pferdehufes ist abhängig von der Menge an Pigmenten. Zellen, sogenannte Melanozyten, sind für die Produktion von Pigmenten verantwortlich, und die Menge, die sie produzieren, bestimmt die Huffarbe. Pferde mit mehr Melanozyten haben dunkle Hufe (hellgrau bis rabenschwarz), während Pferde mit weniger Melanozyten hellere oder weiße Hufe haben.

Ebenso wie die Fellfarbe, die Farbe des Langhaars oder diverse Abzeichen ist auch die Anzahl der Melanozyten in den Hufen eines Pferdes genetisch bedingt. Verschiedene Gene steuern die Melaninproduktion und die spezifische Kombination, die ein Pferd erbt, bestimmt, wie viele Melanozyten vorhanden sind und wie aktiv sie sind.

Wissenschaftliche Forschung zur Hornqualität von weißen und dunklen Hufen

Es gibt einige Studien zu dem Thema weiße vs. schwarze Hufe. In den 1980ern versuchte D. Leach in seiner Doktorarbeit einen indirekten Beweis, dass es keine Unterschiede je nach Hornfarbe geben könnte: er wies darauf hin, dass pigmentierte und nicht pigmentierte Hufe in ihrer Struktur ähnlich sein müssen, denn wenn sich bei gestreiften Hufen die unterschiedlich gefärbten Teile wesentlich unterscheiden würden, würden sie sich unterschiedlich schnell abreiben bzw. würden Risse und Spalten in der Hufwand entstehen, was aber bei gestreiften Hufen nicht passiert.

Die Studie Horseshoe Fixation versus Hoof Colour (Runciman et al. 2004) widmete sich der Frage, ob sich helle und dunkle Hufe in Hinblick darauf unterscheiden, wie viel Kraft benötigt wird, die Nägel aus dem Huf zu ziehen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass sich die Gesamtmittelwerte sowohl für die maximale Extraktionskraft als auch die Energie nicht signifikant zwischen den Huffarben unterschieden. Fazit: Hufnägel sitzen in hellen und dunklen Hufen gleich fest.

In einer brasilianischen Studie stellen Faria et al. (2005) fest, dass sich die Zusammensetzung von weißen und schwarzen Hufen nur in Hinblick auf den Phosphorgehalt unterschied, die Huffarbe hatte keinen Einfluss auf die anderen untersuchten  Bestandteile (Trockenmasse, Rohprotein, Asche, Kalzium, Kupfer und Zink sowie Aminosäureprofil). Zudem stellten sie in ihrer Studie fest, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen pigmentierten und nicht pigmentierten Hufen hinsichtlich Rissen, herausbrechenden Hufwänden oder ähnlichen Hufproblemen gab.

Eine weitere Studie aus Brasilien (De Souza et al. 2021) stellte bei pigmentierten Hufe einen höheren Eisengehalt in der Wand und Sohle und höhere Kalium-Werte in der Sohle und im Strahl im Vergleich zu den nicht pigmentierten Hufen fest, kam jedoch zu dem Schluss, dass sich die Unterschiede im Gehalt einiger Mineralien zwischen dunklen und hellen Hufen nicht in einer unterschiedlichen Qualität des Horns widerspiegelten.

Fazit zur Huffarbe

Sprich: die Wissenschaft findet keinen Unterschied zwischen der Hornqualität von weißen und dunklen Hufen. Aber: “Das Fehlen von Beweisen ist kein Beweis für das Fehlen.

Denn anekdotisch wird ja dennoch oft berichtet, der weiße Huf am Pferd sei “der schlechteste”. Oder „das Pferd hat weiße Hufe – na kein Wunder, dass die schlecht sind, da kann man nichts machen“. Könnte das also trotz aller wissenschaftlicher Gegenbeweise wahr sein?

Es gibt zwei Möglichkeiten:

Entweder die Wissenschaft hat noch keine Methoden gefunden, um den Unterschied zwischen pigmentierten und unpigmentierten Hufen adäquat zu messen. Oder wir lassen uns in unserer Wahrnehmung der Hufe zu sehr davon leiten, dass ja jeder behauptet, weiße Hufe sind “schlechter”. Es folgt eine „selbsterfüllende Prophezeiung“, bei der wir weiße Hufe kritischer wahrnehmen, wohl auch deswegen, weil man bei weißen Hufen diverse Probleme wie Einblutungen, Risse etc. einfach auch besser sieht.

Hilfreich wäre neben weiteren Studien sicherlich auch eine systematische Dokumentation durch Hufprofis, die ja einen wahren “Datenschatz” haben könnten. Aber auch Pferdebesitzer*innen können hier einen Beitrag leisten, indem sie „ihre“ unterschiedlich gefärbten Hufe mit einem wirklich objektiven Blick beurteilen.


Studien bzw. Quellen

  1. LEACH, Douglas Harold. The structure and function of the equine hoof wall. 1980. Doktorarbeit. University of Saskatchewan.
  2. RUNCIMAN, R. J., et al. Horseshoe fixation versus hoof colour, a comparative study. Biosystems engineering, 2004, 89. Jg., Nr. 3, S. 377-382.
  3. FARIA, G. A., et al. Chemical composition of black versus non-pigmented hooves from Pantaneira and Mangalarga Marchador horses. Arquivo Brasileiro de Medicina Veterinária e Zootecnia, 2005, 57. Jg., S. 697-701.
  4. ABIDINA, Nurul Syuhada Zainal; ADAMUA, Lawan; AHMADA, Bashir. Incidence of equine hoof derangements in Malaysian horse population. J. Agricul. Vet. Sci, 2013, 5. Jg., S. 26-32.
  5. DE SOUZA, Anderson F., et al. Podometry and mineral content in hooves of Campeiro horses. Pferdeheilkunde–Equine Medicine, 2021, 37. Jg., S. 56-64.
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Ein Gedanke zu „Sind weiße Hufe schlechter als schwarze?“

  1. Es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen hellem und dunkelem Horn -also außer der Optik-

    Das ist die Geschwindigkeit der Wasseraufnahme des Hornes.
    Helles Horn nimmt deutlich schneller Wasser auf wie das Dunkle. Höchstwahrscheinlich liegt diese Eigenschaft am Farbstoff, der Melanozyten.
    Wäre ja jetzt grundsätzlich noch kein Nachteil. In den Ställen, also bei Stallhaltung, gibt es aber eine ständige Belastung des Hornes durch Schadstoffe wie Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus den Zersetzungsprozessen von Kot und Harnstoff sowie der WLD. Diese ziehen natürlich auch mit der Nässe aus der Einstreu ins Horn, da sie in der Flüssigkeit gelöst oder sogar gasförmig sind.
    Und das Ganze im hellen Horn eben deutlich schneller als beim dunklen Horn. Bedeutet eben auch eine schnellere und höhere Schadstoffbelastung. Besonders natürlich bei beschlagenen Pferden durch die neuen und alten Nagelkanäle sowie die stehende Nässe zwischen Eisen und Hufunterseite.
    Entsprechend schneller werden dann diese Schadstoffe mit aufgenommen und können auch leichter und schneller weitere Hufschäden und Erkrankungen auslösen. Also in der Folge eher ein Haltungsproblem.

    Diese Kenntnisse habe ich während meines Studiums der Biomedizinischen Technik an der Universität Stuttgart an der Materialprüfanstalt gewonnen. Das sind also keine Hirngespinste. Diese Unterschiede kann man durch einfache Wägung mit einer hochpräzisen Waage im Milligrammbereich erreichen. Die Prüfkörper müssen hierzu aber vom gleichen Pferd aus einem gleichen Hufbereich stammen, gleiche Größe, gleiche Richtung der Hornröhrchen, gleiche Dichte, gleiche Hufbelastung …..

    Hoffe Ihr könnt was damit anfangen.
    Beste Grüße Florian Ruff

    Der Kommentar wartet auf Freigabe. Das ist der gleiche Text mit weniger Schreibfehlern BITTE DIESEN VERWENDEN
    Danke

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