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Strahlmilchtaschen am Pferdehuf

Es ist immer wieder faszinierend: im Zuge der routinemäßigen Hufbearbeitung schneidet man ein Stückchen Strahl weg und zack, auf einmal kommt milchig-cremige Flüssigkeit zum Vorschein. Eine Strahlmilchtasche wurde eröffnet!

Wer noch keine Strahlmilchtasche gesehen hat, schreckt sich meistens erst mal. Hilfe, was ist das für eine Flüssigkeit, wo kommt die her und was soll ich nun tun?

Die gute Nachricht: Strahlmilchtaschen sind grundsätzlich harmlos. Es handelt sich dabei um Hohlräume im Strahl, die mit einer trüben, sämigen Flüssigkeit gefüllt sind. Sie verursachen auch keine Schmerzen. Wenn sie geöffnet werden (im Zuge der Hufbearbeitung oder weil sich das Pferd den Strahl darüber abläuft oder auf einen Stein tritt etc.), dann entweicht die Flüssigkeit. Zurück bleibt ein feuchter dunkler Hohlraum, in dem sich Strahlfäulebakterien besonders wohl fühlen und diesen daher schnell besiedeln. Daher schneiden wir solche Taschen lieber auf, damit sich keine größeren Bakterienherde festsetzen und sonst das restliche Strahlhorn zersetzen. Und das ist die schlechte Nachricht: wenn ein Pferd viele Strahlmilchtaschen hat, dann passiert es häufig, dass der Strahl insgesamt schlechter wird, weil ihm schlicht Material fehlt.

Oftmals findet man am Huf gar keine „frischen“ Taschen, sondern eben lediglich die Hohlräume, die übrig bleiben, wenn sich die Strahlmilchtaschen von alleine entleert haben. Das passiert natürlicherweise, wenn sich das Strahlhorn über der Tasche abgerieben hat und so der Hohlraum geöffnet wird. Diese entleerten Strahlmilchtaschen werden sofort von Strahlfäulebakterien besiedelt und zurück bleiben nur noch die schwarz-schmierigen Taschen. Manchmal sind sie auch nur noch als Schlitze im Hufstrahl ersichtlich.

Wie können Strahlmilchtaschen am Huf verhindert werden?

Hier kommen wir zum faszinierenden Teil: es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens über die Funktion oder die Entstehung von Strahlmilchtaschen. Es gibt dazu – unseres Wissens nach – auch keine Studien. Man hat lediglich Drüsen in der Strahllederhaut gefunden, die als Sekret die “Strahlmilch” zu bilden scheinen. Aber warum? Aktuelle Theorien sind:

  • das Sekret der Drüsen dient dazu, das Strahlhorn “feucht” bzw. elastisch zu halten
  • das Sekret der Drüsen dient dazu, die Oberfläche des Strahls härter als das innere Horn zu machen
  • bestimmte Rassen bzw. einzelne Individuen besitzen mehr Drüsen bzw. neigen zu einer hohen Sekret-Produktion dieser Drüsen und Strahlmilchtaschen seien ein (positives) Zeichen für diese gute Produktion
  • durch einen überlasteten Stoffwechsel “verstopfen” die Drüsen und geben das Sekret nicht mehr kontinuierlich, sondern in Schüben ab – was zur Taschenbildung führt
  • Zinkmangel führt zu Strahlmilchtaschen
  • der Strahl bekommt zu viel Druck ab und bildet die Flüssigkeitsansammlungen quasi als Schutz (so wie bei uns Menschen Blasen an den Füßen)

Du siehst also – man weiß es schlichtweg nicht! Unsere eigenen Beobachtungen sind: es sind Pferde aller Rassen und jeglichen Alters betroffen, es sind sowohl gut entwickelte, “tragende” Strähle als auch unterentwickelte, “schwebende” Strähle betroffen. Manche Pferde haben dauerhaft mit Strahlmilchtaschen zu kämpfen, wohingegen viele nur zu bestimmten Zeiten Strahlmilchtaschen entwickeln. Wir sehen Strahlmilchtaschen oft zur Weidezeit oder auch im Zuge eines Stallwechsels. Mit Ende der Weidezeit bzw. mit erneutem Stallwechsel verschwinden die Taschen dann oft auch wieder von selbst. Ein ernährungsbedingter Zusammenhang erscheint uns daher plausibel. Ebenfalls plausibel erscheint uns eine beteiligte Stoffwechselproblematik, egal ob diese ernährungsbedingt, stressbedingt bzw. hormonell verursacht ist. Wir sehen Strahlmilchtaschen daher nicht per se als Problem, sondern als beobachtenswertes Indiz. In Kombination mit weiteren, ev. subtilen Hinweisen auf Ernährungsprobleme oder einen entgleisenden Stoffwechsel solltest du die Ursachenforschung intensivieren.